Kürzlich beim Schuhe kaufen stehe ich plötzlich vor dem Problem, mich erinnern zu müssen, wie der Mensch aussieht, mit dem ich noch vor einer Minute sprach. Dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Aber, um ein weiteres ausgelatschtes Sprichwort zu benutzen, seitdem fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Die meiste Zeit über nehme ich nichts von dem, was um mich herum passiert, wirklich wahr. Orte und Menschen werden zu Hintergrundgeräuschen, bei manchen Erlebnissen bin ich anschliessend nicht mehr sicher, ob das wirklich mir passiert ist, oder ob ich's doch nur irgendwo gelesen habe. Die in Watte gepackten Tage vermehren sich rasant. Es gibt nur wenige Menschen, Begebenheit, Orte, die diesen Schleier durchdringen können. Und natürlich frage ich mich, woher das kommt. Letztens sagte mir jemand, ich sei immer müde, wenn wir uns träfen. Das kann gut sein, im Regelfall schlafe ich effektiv zwischen 3 und 4 Stunden pro Nacht, das muss ich natürlich irgendwie am Wochenende wieder reinholen. Klappt nicht immer. Aber das alleine scheint es nicht zu sein, ich entwickle außerdem die Tendenz dazu, mich auf eine Sache zu konzentrieren. Das war eigentlich noch nie meine Stärke. In letzter Zeit kommt es immer häufiger vor, dass es da etwas gibt, hinter das ich erst in Gedanken einen Haken machen muss, bevor ich mich was Anderem zuwenden kann. Heute z.B war ich einkaufen, als ich einen Anruf von meiner Mutter bekam. Es war nicht so, dass ich gerade in einem Laden gewesen wäre oder kein Zeit gehabt hätte. Ich hätte mich gut und gerne irgendwo hinsetzen und telefonieren können. Statt dessen ging ich unruhig auf und ab und hab das Telefonat recht früh beendet. Und das wo ich weiß, dass sie dringend mit mir hätte sprechen wollen. Ich hab mich dafür gehasst, aber ich konnte nicht anders. Die innere Unruhe ist zu meinem ständigen Begleiter geworden. Ich weiss nicht mal, was ich dagegen tun kann.