Vor einiger Zeit hatten wir unterschiedliche Meinungen. Wenn wir jetzt so langsam gegensätzliche Ideologien entwickeln sollten, ist das dann ein Fortschritt?

Loslassen scheint das Thema dieses Winters zu werden. Alle reden davon. Du musst doch mal loslassen. Von der Vorstellung musst du dich langsam mal verabschieden. Du kannst doch nicht weiter so tun, als ob... Du darfst doch nicht einfach davon ausgehen, dass... Es ist ermüdend. Als ob irgendeiner dieser Ratschläger jemals verstanden hätte, wovon ich ausgehe, welche Vorstellungen mich umtreiben, was ich mir erwarte, was erhoffe. Tatsächlich ist der Kreis der Versteher elitärer als jemals angestrebt. Zudem sind gerade die alle über jegliches Rat geben inzwischen längst hinaus. Kein Wunder, ich bin ja auch die Referenz für logisches Denken und vernünftiges Handeln. Harr. Und der Vorsatz für kommende Jahre muss wohl lauten, einfach ein wenig normaler zu werden. Keine Fragen stellen, die sich nicht aufdrängen. Um -vor allem- nie wieder mit offenen Karten spielen. Früher dachte ich mal, mit offenen Karten zu spielen würde einen von den Alltagsproblemen befreien. Weit gefehlt! Die Welt erwartet Lügen, denn sonst gibt es ja nichts zu hinterfragen. Und ohne Fragen keine Interaktivität. Natürlich darf man die Karten dann auch im Nachhinein nicht vollkommen aufdecken, sonst erntet man eh nur gespielte Empörung ob der Tatsache, dass man was verheimlicht hätte. Keine Rede davon, dass mit völliger Offenheit von Anfang an niemand hätte umgehen können. Das ganze Leben ist ein Pokerspiel, und sehen will erst der Priester bei der letzten Ölung. Vorher gilts, die Einsätze so lange zu erhöhen, bis alle anderen passen. Und jeder, der was anderes behauptet, blufft nur. Bluffen. Auch so was, was mir bisher abging. Vielleicht lern ich das als nächstes. Aber vorher: Loslassen. Bitteschön. Ich lasse los. Alles. Und jeden. Stürze mich ins Chaos, und vetraue darauf, dass sich alles von selbst wieder ordnen wird. Und wenn nicht? Dann ergibt sich halt was anderes. Grade erscheint mir eh mal wieder alles andere besser. Vermutlich sollte ich das Bier jetzt stehenlassen. Aber hey, was soll's, ich hab doch losgelassen. Warum drauf bestehen, dass ein Montag jetzt langsam zu enden hätte? Warum überhaupt nen Dienstag haben? Warum nicht weitermachen bis zur völligen Erschöpfung und erst Mittwoch Abend wieder wahrnehmen? Wann war ich eigentlich das letzte Mal in Paris zum Frühstück? Der Tank ist voll und die Winterreifen inzwischen auch schon drauf. Was wär da anders? Nichts. Ausser, dass man mit Menschen spielen könnte, die die eigenen Karten noch nicht kennen.
Ich muss hier raus. Loslassen. Sarkasmus hilft.

I’m lifting you up
I’m letting you down
I’m dancing till dawn
I’m fooling around
I’m not giving up
I’m making your love
This city’s made us crazy and we must get out

There’s only so much I can do for you
After all of the things you put me through

weiss ich selbst nicht so genau. Manche würden das sicher wieder meinem angeblichen Hang zum Perfektionismus zuschreiben. Wie der Wurm mich gefunden hat, obwohl doch eigentlich nur meine Firewall im Netz unterwegs war um sich die neuesten Updates zu ziehen, verstehe ich auch nicht. Dafür kann ich mir lebhaft vorstellen, wie er einsam und allein durch die eher seichten Tiefen des neuen Systems schlich und dabei ganz verdutzt geschaut haben muss. Keine Passwörter, keine persönlichen Daten, keine Kreditkartennummern, kein Onlinebanking-Cache, ja nichteinmal email-Adressen um sich weiterzuverschicken: Welch grausame Person hat dich nur hier stranden lassen, du armer Wurm? So war denn auch die abrupte Beendigung deiner noch jungen Existenz wohl ein Akt der Gnade, erfreulich für beide Seiten.
Und liebe Mozilla-Menschen: Ich will nie-nie-nie-nie wieder dat-Files von Hand editieren müssen, um meine Geschichte zu behalten. Kriegt's doch mal auf die Reihe!