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Ich habe dich überall dort gesucht, wo du nicht warst. Und inzwischen weiß ich nicht mehr, ob ich dich noch finden will oder ob das dann einfach eine zu große Enttäuschung wäre. Denn womöglich war einer dieser Plätze mein Herz. Was dafür spricht ist, dass ich in der Regel an diesen seltsamen Tagen suche, an denen sich Mond und Sonne vor dem Fenster abwechseln, ohne dass ich es bemerken würde.
Immer wenn ich die Wahrheit sage, zerbricht die Welt daran. Und ich lande wieder in den frühen Morgenstunden unter den Arkaden bei dem Typ aus Detroit, Michigan, der die beste jemals gehörte Fassung von "where did you sleep last night" spielt und sich über die zioniostische Verschwörung unterhalten will. Ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergehen soll. Wie lange geht der Krug bis er bricht? Nein, langweilig ist es nie, besinnungslos durch die Epizentren menschlicher Interaktion zu stolpern, bis man endlich in der Sackgasse angelangt ist, an deren Ende ein ach so weltlicher Prophet seine Version der ultimativen Seuche Predigt, unter der die Menschheit leidet. Auch wenn zionistische Verschwörungen nicht unbedingt mein Thema Nr. 1 sind, ich im Geld an sich nicht zwingend die Wurzel allen Übels sehe und mir weder die Kreise des ehemaligen KGB in der Ukraine noch die imperialistischen Bestrebungen Chinas in Taiwan oder die Lebensgeschichte von Maximilian I. von Bayern ein besonderer Begriff sind, so scheint es doch, als ob sich die gestrandeten Gestalten der Straße vorzugsweise mich zum Gesprächspartner auserwählen um mich in den baldigen Untergang einzuweihen, egal welche Stadt dieses Planeten ich gerade besuche. Womöglich ist es Gespür, das dritte Auge, denn obschon ich meist harsche Kritik übe an ihren Geschichten, vermag ich mich einer gewissen Faszination, des Drangs, ihnen Weisheit zu unterstellen -welchen ich hier am heimischen Computer ob der Tatsache, dass sie offenbar unfähig sind, sich selbst eine halbwegs geordnete Existenz zu sichern, nicht nachvollziehen kann- nicht zu entziehen. Womöglich bin ich leicht zu beeindrucken in bestimmten Situationen oder sehe einfach nur nicht aus wie jemand, der vor ihnen ausspucken würde. Womöglich sehe ich auch nur in den Momenten am verlorensten aus, in denen ich mich gefunden glaube. Ich mag eigentlich keine Städte und keine Menschenmengen, immer glimmt in mir -und manchmal lodert- die Sehnsucht nach einer Einöde. Vielleicht ist es die Ironie des Schicksals, die mich deswegen in so viele Städte und an so wenige einsame Orte verschlägt. Oder die Tatsache, dass es in Einöden in der Regel wenig zu tun gibt.
Ich bin auf der Suche nach Identität. Meine eigene wär mir am liebsten, aber jede andere, in die man sich eine Zeit lang vertiefen kann, genauso recht. Das mag unter Umständen sogar weise klingen, aber eigentlich ist es dämlich, vor allem weil es notorisch ist und alle paar Jahre von vorn beginnt. Und jedes Mal steht am Anfang die Frage ob's eher Beruf oder Privatleben sein darf und jedes Mal ist schon die Beantwortung dieser Frage ein Fehlstart.

Erfüllung, dachte Shevek, ist eine Funkion der Zeit. Die Jagd nach Vergnügen ist kreisförmig, repetitiv, atemporal. Die Suche des Zuschauers, des Abenteuerlustigen, des sexuell promiskuitiven, nach Abwechslung endet am selben Punkt. Sie hat ein Ende. Sie kommt zum Ende und muss wieder von vorn anfangen. Sie ist nicht Reise und Rückkehr, sondern ein geschlossener Kreis, ein verschlossener Raum, eine Zelle.
D. C. Paria - Montag, 23. Januar 2012, 08:13

One Love

Diese Zelle ist bestenfalls ein Panicroom, eher eine Müllhalde verschlissener Hoffnungen. Das Streben nach Glück ist weniger ein atemporaler Zustand, als vielmehr entweder ein Reifungsprozess oder Selbstmord.
Identität ist ein dynamisches Konstrukt, das als Kreis (/statisches Objekt) konstruiert nur an der Nase herum führt...
Es ist eben doch das hinter der Evolution, dem Fortschritt, dem Widerstand, das die Kreise durchbricht.
Zusammengefasst ist die Einsamkeit auch als sozialregulierendes Abführmittel gegen die Hypersexualisierung der Wegwerfmentalität (/Austauschbarkeit), der Monetarisierung (/Verzwecklichung) der Menschlichkeit: Materialismus, anzuwenden:
Hoffentlich nicht erst, wenn es zu spät ist, werdet ihr merken, das man Geld weder essen kann, noch von ihm geliebt wird.
hoffnungstraeger - Samstag, 21. April 2012, 03:41

Insofern dass Erfüllung nicht als isolierter Moment besteht, bzw. nicht darüber hinaus bestehen kann ohne erneuert zu werden, finde ich diese Metapher durchaus zutreffend.
Das Streben nach Glück einem Reifungsprozess zu unterwerfen mag ich allerdings nicht. Ich stimme dahingehend zu, dass sich die Bedingungen dafür verändern mögen, ob das nun aber eine Reifung oder eine Rückentwicklung ist, sei dahingestellt. Glück in kleineren Portionen zu finden mag ebenso gut nur einer Verringerung der Erwartungen, der Maßstäbe, oder dem Abstumpfen gegenüber einer bestimmten Art von Erfahrungen zuzuschreiben sein. Selbstmord ist ohnehin alles, lediglich die Geschwindigkeit ist unterschiedlich.
Dass Identität ein dynamisches Konstrukt ist, darin wiederum stimmen wir überein. Ich wollte auch nie geschrieben haben, dass das ebenfalls ein Kreis sei; lediglich die immer neue Suche danach läuft bei mir in Kreisen ab. Aber das ist womöglich auch nur Teil meiner eigenen Identität und nicht allgemeingültig (wenn ich so drüber nachdenke ist das sogar wahrscheinlich). Und dass Identität der Motor von so einigem ist, sehe ich ähnlich, speziell von Entwicklung. Aber von Evolution? Darüber lässt sich sicher trefflich streiten, abhängig davon, wie weit man den Begriff der Identität fasst. Hier ging es mir eher um charakterliche -im weitesten Sinne, höhö.
Einsamkeit ist für mich ein großer Teil der Erfüllung. Aber die generellen Verwendungsmöglichkeiten sind sicherlich umfassender.

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